Gutachten

Feststellung von Schadstoffen in der Raumluft

Warum eine Raumluftmessung durchführen lassen?

Eine Raumluftmessung ist ein wichtiges Instrument, um mögliche Belastungen der Raumluft mit Schadstoffen und Allergenen festzustellen. Dabei werden Proben der Raumluft genommen und ausgewertet, um ein Bild der Schadstoffbelastung und der entsprechenden Verteilung in der Luft zu erhalten. Wenn Sie vermuten, dass Ihre Räume möglicherweise durch Schadstoffe in der Raumluft belastet sind, empfehlen wir eine Raumluftuntersuchung durchzuführen. So können Sie sicherstellen, dass Sie ein gesundes Raumklima für sich und andere schaffen.

5 Min.

In alten Häusern lauern einige unentdeckte Gefahren und viele verarbeitete Materialien an Wänden, Decken und Dämmung können potenziell gesundheitsschädliche Stoffe enthalten.

Es ist daher wichtig, z. B. bei bestimmten Symptomen (Beschwerden der Atemwege, Husten, Engegefühl, Atemnot, Kopfschmerzen, Reizung der Schleimhäute, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, allergische Reaktionen und Niesen sowie Juckreiz der Nase) auch

 Schadstoffe im Haus als mögliche Verursacher

 in Betracht zu ziehen. Auch bei einem geplanten Verkauf oder Kauf sowie einer Sanierung kann eine Raumluftmessung Auskunft über möglich vorhandene Schadstoffe geben. Gerade bei Sanierungen und Umbaumaßnahmen ist der Eigentümer gesetzlich verantwortlich im Vorfeld zu überprüfen, inwieweit Schadstoffe vorliegen.

Beispiele einer möglichen raumluftseitigen Schadstoffbelastung

  1. Leichtflüchtige organische Verbindungen (VOCs)
    Diese umfassen Stoffe wie Benzol, Ketone und Terpene. Sie können aus Farben, Lacken, Reinigungsmitteln und Möbeln freigesetzt werden. 
  2. Nervenschädigende Holzschutzmittel
    Dazu gehören Substanzen wie PCP (Pentachlorphenol), Naphthalin, Formaldehyd und Lindan. Diese können in Holzprodukten vorkommen und die Raumluftqualität beeinträchtigen.
  3. Krebserregende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs)
    Diese können aus Verbrennungsprozessen, Tabakrauch und anderen Quellen stammen.
  4. Asbestfasern, KFM-haltige Dämmung
    Asbest ist ein gefährlicher Schadstoff, der in älteren Gebäuden in Dämmmaterialien, Bodenbelägen, Putzen, Spachtelmassen, Klebern, Dachverkleidung und anderen Baustoffen vorkommen kann.

Hier schafft eine Raumluftmessung genaue Erkenntnisse.

Ablauf einer Raumluftmessung

Die Raumluftmessung erfolgt durch eine Anreicherung von Schadstoffen auf einem Trägermedium. Hier unterscheidet man zwischen Passiv- und Aktivsammler. Die Anreicherung kann über längere Zeiträume durch die natürliche Luftzirkulation (Passivsammler) oder beschleunigt durch elektrische Pumpen (Aktivsammler) erfolgen. Um Schadstoffquellen auch in größeren Gebäuden sicher zu bestimmen bzw. zu lokalisieren, kann der Einsatz mehrerer Probensammler sinnvoll sein. Umfangreiche Raumluftanalysen werden oft durch Staub- und Materialproben (z.B. bei Asbest) ergänzt.

Nach erfolgter Analyse erhalten Sie einen umfangreichen Untersuchungsbericht einschließlich einer Bilddokumentation, den Untersuchungsbericht des Labors sowie das Messprotokoll. Weiterhin enthält der Untersuchungsbericht wertvolle Hinweise zu den möglichen Schadstoffquellen und die Beseitigung dieser.

Fallbeispiel

Ein im Jahr 1981 erbautes Einfamilienhaus als Fertighaus in Holzbauweise mit Holzfenstern und Holzoberflächen.

Es soll eine Raumluftuntersuchung auf Formaldehyd und auf eine Auswahl älterer Holzschutzmittelwirkstoffe im Vorfeld eines angedachten Verkaufs des Objektes erfolgen. Durch die Messungen sollte abgeklärt werden, ob es zu erhöhten und ggf. gesundheitlich relevanten Anreicherungen der Raumluft mit den Untersuchungsparametern kommt.

Gemessene Konzentrationen

1. Raum:

  • Es konnte eine Formaldehydkonzentration von 160 µg/m³ (entspricht 0,160 mg/m³) in der Raumluft ermittelt werden.
  • Die Raumluftuntersuchung ergab einen Nachweis von 9,5 ng/m³ an Lindan. Die weiteren überprüften Holzschutzmittelwirkstoffe Pentachlorphenol, Chlorthalonil, Dichlofluanid, Tolylfluanid und Endosulfan wurden in der Raumluft nicht oberhalb der Nachweisgrenzen festgestellt.

2. Raum:

  • Hier konnte eine ähnliche Formaldehydkonzentration von 150 µg/m³ (entspricht 0,150 mg/m³) in der Raumluft ermittelt werden.
  • Weiterhin ergab die Raumluftuntersuchung einen Nachweis von 9,5 ng/m³ an Lindan und von 14 ng/m³ an Pentachlorcyclohexen. Die weiteren überprüften Holzschutzmittelwirkstoffe Pentachlorphenol, Chlorthalonil, Dichlofluanid, Tolylfluanid und Endosulfan wurden in der Raumluft nicht oberhalb der Nachweisgrenzen festgestellt.
  • Zusätzlich wurde an beiden Messstellen eine Untersuchung auf Carbonsäuren durchgeführt. Die Raumluftuntersuchung ergab den Nachweis von Ameisen- und Essigsäure. Die festgestellte Konzentration liegt deutlich unterhalb der Innenraumrichtwerte.

Ergebnis

  • Nachweis von einer hohen Konzentration an Formaldehyd 160 µg/m³. Der Richtwert von 100 µg/m³ wurde deutlich überschritten.
  • Weiterhin konnten geringe Konzentrationen an Lindan und Pentachlorcyclohexen nachgewiesen werden. Die ermittelten Werte liegen jeweils deutlich unter den vorsorgeorientierten Richtwerten.
  • Die weiteren überprüften Holzschutzmittelwirkstoffe wurden nicht nachgewiesen.
  • Zusätzlich wurden Carbonsäuren festgestellt, wobei die Konzentrationen unterhalb der Innenraumrichtwerte liegen.

Ursache

Eine sichere Abklärung der Emissionsquellen erfordert Materialuntersuchungen. Dennoch sind hier zwei Hauptursachen als sehr wahrscheinlich anzusprechen:

  1. Die Ursache der Formaldehydbelastung dürfte in den Spanplatten der Innenwände und ggf. auch im Deckenaufbau und Fußbodenaufbau liegen.
  2. Als Ursache der ermittelten Holzschutzmittelkonzentrationen ist eine Holzschutzmittelbehandlung des Ständerwerks anzunehmen.

Maßnahmen

  • Unbedingte Reduzierung der festgestellten Formaldehydkonzentrationen auf 60 µg/m³, um vorbeugend gesundheitliche Risiken zu minimieren.

Möglich durch

  • Rückbau von belasteten Bauteilen – umfassende Untersuchungen und beträchtlicher Kosten- und Zeitaufwand
  • Verwendung spezieller Bauplatten, die Formaldehyd binden und somit zur Verringerung der Luftkonzentration beitragen können – aufwendige Baumaßnahmen
  • Einsatz von mechanischen Lüftungsanlagen, die durch die Abluft die Schadstoffe aus dem Innenraum nach außen leiten. – Minimaler Eingriff in die Bausubstanz und finanziell effizienter.

Fazit

Eine Raumluftmessung auf Schadstoffe ist daher als Maßnahme des vorbeugenden Gesundheitsschutzes grundsätzlich für alle Häuser, Wohnungen und Geschäftsräume sinnvoll.

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